Interview mit Michael Friedwagner zur INFORM-Studie 2024 über Deskless Workers

Die INFORM-Studie 2024 hat interessante Einblicke in die Bedürfnisse und Herausforderungen von Deskless Workers geliefert. Wir haben Michael Friedwagner, Workforce-Management-Enthusiast und Head of frapp, zu den wichtigsten Erkenntnissen aus der Studie befragt. 

Michael Friedwagner: Die Studie zeigt ganz klar, dass die Erwartungen der Deskless Workers sich gewandelt haben. Gute Bezahlung allein reicht nicht mehr aus, um qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen und zu halten. Neben finanziellen Anreizen wünschen sich die Mitarbeitenden vor allem bessere Kommunikation und mehr Wertschätzung von ihren Arbeitgebern. Es war überraschend zu sehen, dass für 91% der Befragten gute Kommunikation und für 90% Wertschätzung genauso wichtig sind wie eine gute Bezahlung, die bei 92% liegt. 

Das klingt nach einem Paradigmenwechsel. Warum sind diese immateriellen Werte wie Kommunikation und Wertschätzung so entscheidend? 

Michael Friedwagner: Es liegt vor allem an der sich wandelnden Arbeitswelt. Deskless Workers haben lange Zeit am Rand von Trends wie New Work gestanden. Jetzt entdecken sie diese Konzepte für sich und suchen nach einem Arbeitsplatz, der nicht nur sicher ist, sondern auch ihre Bedürfnisse nach Anerkennung und Teilhabe erfüllt. Die Studie hat auch gezeigt, dass 41% der Befragten eine bessere Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben anstreben und 35% sich eine stärkere Beteiligung an Entscheidungsprozessen wünschen. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Arbeitsbedingungen flexibler und mitarbeiterzentrierter gestaltet werden müssen. 

Was sind die größten Herausforderungen, die Arbeitgeber Ihrer Meinung nach meistern müssen, um diesen Anforderungen gerecht zu werden? 

Michael Friedwagner: Die größten Herausforderungen liegen in der Flexibilisierung der Arbeitsmodelle und der Verbesserung der Kommunikation. Fast die Hälfte der Deskless Workers, genauer gesagt 47%, leidet gesundheitlich unter ihren Arbeitszeiten. Zudem geben 70% an, dass stressige Arbeitsbedingungen ein möglicher Kündigungsgrund wären. Flexiblere Schichtmodelle, die besser auf die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeitenden abgestimmt sind, könnten hier Abhilfe schaffen. Nur 17% sehen flexible Arbeitszeiten derzeit als wichtiges Kriterium bei der Jobwahl, aber das zeigt auch, dass hier noch viel Aufklärungsarbeit und Anpassungspotenzial seitens der Arbeitgeber besteht. 

Wie können Unternehmen konkret auf diese Bedürfnisse eingehen? 

Michael Friedwagner: Unternehmen sollten verstärkt digitale Werkzeuge nutzen, um die Kommunikation und die Planungsprozesse zu optimieren. Eine App-basierte Lösung, die die Bedürfnisse der Deskless Workers in den Mittelpunkt stellt und die einfache Anpassung von Schichtplänen ermöglicht, kann hier helfen. Interessant ist, dass 66% der Befragten sich eine App zur Kommunikation von Schichtplänen und Aktualisierungen wünschen. Auch die Möglichkeit, individuelle Präferenzen in die Planung einzubeziehen, wird von 64% der Befragten als wünschenswert erachtet. Solche Maßnahmen können nicht nur die Zufriedenheit erhöhen, sondern auch die Bindung an das Unternehmen stärken. 

Was können Unternehmen tun, um die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden zu fördern? 

Michael Friedwagner: Hier müssen wir an mehreren Fronten arbeiten. Zum einen ist es wichtig, gesundheitsschädliche Arbeitsbedingungen zu minimieren. Flexiblere Schichtmodelle und bedürfnisorientierte Arbeitszeitplanung sind ein Schritt in die richtige Richtung. Darüber hinaus müssen wir eine Kultur der Wertschätzung etablieren, in der die Bedürfnisse der Mitarbeitenden ernst genommen werden. Das schließt auch eine bessere Einbindung der Mitarbeitenden in Entscheidungsprozesse ein. Die Studie zeigt, dass eine solche partizipative Arbeitskultur dazu beitragen kann, die hohe Fluktuationsrate zu senken. 

Abschließend, was würden Sie als zentrale Botschaft aus der Studie an die Arbeitgeber im produzierenden Gewerbe richten? 

Michael Friedwagner: Die zentrale Botschaft ist, dass wir uns auf eine neue Ära der Schichtarbeit zubewegen, in der Flexibilität und Mitarbeiterzentrierung im Vordergrund stehen. Arbeitgeber sollten den Fachkräftemangel als Chance sehen, neue, innovative Arbeitsmodelle zu entwickeln, die sowohl den Bedürfnissen der Unternehmen als auch der Mitarbeitenden gerecht werden. Es ist an der Zeit, dass wir die Deskless Workers als wertvolle Ressource anerkennen und ihnen die Wertschätzung entgegenbringen, die sie verdienen. 

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Friedwagner. 

Michael Friedwagner: Danke Ihnen! 

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2024-09-10T08:17:18+02:0010. September 2024|
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