Die Arbeitswelt unterliegt einem tiefgreifenden Wandel und das Jahr 2024 verspricht eine Evolution in Richtung Künstlicher Intelligenz (KI), einer gesteigerten Mitarbeiterorientierung mit flexibleren Arbeitsmodellen und mehr Nachhaltigkeit. Hier sind die Top-Trends, die Produktionsunternehmen unserer Meinung nach nicht ignorieren sollten:
1.Die Einsatzmöglichkeiten von KI werden rasant zunehmen
Nach einem Jahr 2023 voller Hype und Skepsis, insbesondere im Hinblick auf KI-Basistechnologien wie GPT, zeigt sich 2024 als Jahr der praktischen Umsetzung. Unternehmen, die die Möglichkeiten von KI und Automatisierung strategisch nutzen, werden langfristig enorme Wettbewerbsvorteile erzielen. Der Einsatz von KI zur Übernahme von Routineaufgaben, wie die Erfassung und Verarbeitung von Daten, Erstellung von Berichten und Dokumenten, Planung und Monitoring, ermöglicht es den Mitarbeitenden, sich auf kreative, gestalterische Aufgaben zu konzentrieren.
Durch den Einsatz von Copilots werden auch weniger technisch versierte Mitarbeitende befähigt, intuitiver und effizienter mit der Technik zusammenzuarbeiten. So können Fehler minimiert, Maschinenstillstände verkürzt und eine nachhaltigere Produktion gefördert werden. Daten und Analysen rücken stärker in den Vordergrund und ermöglichen es Unternehmen, präzisere Prognosen bspw. für den Personalbedarf zu erstellen. Dadurch gelingt eine bessere Ressourcenallokation, Reduzierung von vermeidbaren Überstunden und eine effizientere Nutzung der Arbeitskraft. Der Einsatz von KI-gestützten Tools zur Personaleinsatzplanung ermöglicht es Unternehmen, flexibler auf Veränderungen in der Produktion zu reagieren und gleichzeitig die Mitarbeiterzufriedenheit zu steigern.
Ethik und soziale Verantwortung werden eine große Rolle in der KI-Nutzung spielen
Während die Integration von KI voranschreitet, wird die ethische Dimension der KI-Nutzung zunehmend wichtig. Die Einführung von Ethikrichtlinien wie dem „AI Act“ der EU und verschiedenen Vorstößen für Unternehmensrichtlinien, bspw. der INFORM zum verantwortungsvollen Umgang mit KI und die Schulung der Mitarbeitenden in ethischen Fragestellungen werden zentrale Elemente bei der Nutzung von KI sein. Dabei werden Mitarbeitende, Mitarbeitervertreter, Arbeitgeber und Technologieanbieter gemeinsam Rahmen und Regeln für den Einsatz von KI definieren. Die verantwortungsbewusste Entwicklung von KI-Systemen wird nicht nur regulatorischen Anforderungen gerecht, sondern stärkt auch das Vertrauen von Mitarbeitenden und Kunden in die technologische Entwicklung. Unternehmen werden darauf achten müssen, dass KI-Anwendungen nicht nur Effizienz fördert, sondern auch ethisch vertretbar eingesetzt werden. Dies umfasst die Transparenz bei algorithmischen Entscheidungen, sodass der Mensch jederzeit alle Systementscheidungen nachvollziehen kann. So kann z.B. Diskriminierung vermieden und die Privatsphäre geschützt werden. Die hohen regulatorischen Anforderungen, die von Kritikern als Wettbewerbsnachteil und Innovationshemmnis gesehen werden, fördern zugleich das Vertrauen der Verbraucher und können dazu beitragen die Akzeptanz für KI in Unternehmen und der Öffentlichkeit zu steigern.
2. Nachhaltige Produktion wird sich stärker als Wettbewerbsvorteil etablieren
Diese Strategien gehen über die Einhaltung von Vorschriften, wie dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, hinaus und werden zu einem wichtigen Differenzierungsmerkmal. Kunden zeigen ein wachsendes Interesse an nachhaltig hergestellten Produkten. Durch die Implementierung umweltfreundlicher Praktiken können Unternehmen nicht nur ihre Umweltauswirkungen minimieren, sondern auch neue Marktsegmente erschließen, das Markenimage stärken und sich als attraktiver zukunftsgewandter Arbeitgeber präsentieren. Die Integration von KI spielt eine Schlüsselrolle, um Ressourcenverbrauch und Emissionen effizient zu überwachen und zu optimieren. So können beispielsweise Energieverbrauchsdaten analysiert und durch Mustererkennung Vorschläge für effizientere Abläufe gemacht werden. KI kann eingesetzt werden, um den Materialfluss zu optimieren, indem sie die Nachfrage präziser vorhersagen kann und so die Produktion besser gesteuert werden kann, was zu geringeren Lagerbeständen und weniger Verschwendung führt. KI-gestützte Bilderkennung und maschinelles Lernen können außerdem in der Qualitätskontrolle eingesetzt werden, um Fehler frühzeitig zu erkennen. Dies reduziert den Bedarf an Nacharbeit und mindert den Ausschuss. In der Produktentwicklung kann KI eingesetzt werden, um Designvorschläge zu generieren und so eine große Menge alternativer Lösungsmöglichkeiten (teil-)automatisiert gegenüberzustellen.
3. Mitarbeitende werden weiter in den Fokus rücken
Die „Great Resignation“ von 2022 wird durch gezielte Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung überwunden. In Umfragen wird bereits ein neuer Trend, der „Big Stay“ festgestellt, also die Entscheidung am aktuellen Arbeitsplatz zu bleiben, statt nach neuen Beschäftigungsmöglichkeiten zu suchen. Unternehmen, die auf Flexibilitätsangebote für Mitarbeitende, Gleichberechtigung, physische und psychische Gesundheit und Nachhaltigkeit setzen, schaffen ein Umfeld, in dem Mitarbeitende wachsen können. Der Trend geht dahin, dass Mitarbeitende ihre Loyalität gegenüber dem aktuellen Unternehmen bewahren und innerhalb dieser langfristig Karriere machen möchten. Unternehmen in der Produktion setzen verstärkt auf Technologien, um das Arbeitserlebnis ihrer Mitarbeitenden zu verbessern. Digitale Tools wie Apps oder Plattformen für Mitarbeitende, um z.B. Schichtpläne, Urlaubs- und Arbeitszeitkonten einzusehen, Schichten zu tauschen und miteinander zu kommunizieren, bieten Möglichkeiten, den Arbeitsalltag effizienter und flexibler zu gestalten. So können auch Arbeitnehmende in Teilzeit leichter verplant und Wünsche der Mitarbeitenden besser berücksichtigt werden. Die Automatisierung von administrativen Aufgaben, die Bereitstellung von Weiterbildungen über Online-Plattformen und die Implementierung von Systemen zur Mitarbeiterpartizipation tragen außerdem dazu bei, die Zufriedenheit der Arbeitnehmer zu steigern und die Arbeitsprozesse zu optimieren.
Wir werden flexibler arbeiten
Die 4-Tage-Woche bleibt ein viel diskutiertes Thema, insbesondere durch den Einfluss der „Generation Z“. Obwohl nicht in allen Branchen problemlos umsetzbar, wird die Nachfrage nach flexibleren Arbeitsmodellen deutlich. Für die Produktion ist das Modell 4-Tage-Woche nicht so ohne weiteres umzusetzen. Die Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektroindustrie in Bayern bayme vbm warnten jüngst vor tariflicher Arbeitszeitverkürzung, da diese bei vielen Unternehmen eine Abwanderung der Wertschöpfung ins Ausland nach sich ziehen würde.
Dass aber ein Bedarf an flexibleren Arbeitsmodellen herrscht, daran besteht kein Zweifel. Neben verbesserten Möglichkeiten auf die Bedürfnisse von Mitarbeitenden einzugehen, unterstützen diese Modelle auch eine bedarfsgerechtere, weil anpassungsfähigere Produktion. Flexible Modelle bieten mehr Einsatzmöglichkeiten für Teilzeitkräfte, die passend zu sehr volatilen Bedarfen gezielt eingesetzt werden können und zur Heterogenität der Belegschaft beitragen können. Ob Mütter, Menschen in Altersteilzeit oder Pflegende – Menschen in unterschiedlichsten Lebensumständen und Verpflichtungen könnten in flexiblen Modellen je nach Lebenssituation ihre Arbeitsleistung hoch- und runterfahren. Je vielfältiger diese Belegschaft ist, desto besser ergänzt sie sich in der Planung. Lebensarbeitszeitkonten könnten die Flexibilität zudem noch erhöhen. So kann vermehrt den Bedürfnissen der Mitarbeitenden begegnet werden, während die Bedarfsabdeckung verbessert wird.
Die Integration dieser Trends in das Workforce Management ermöglicht es produzierenden Unternehmen, flexibler auf Herausforderungen zu reagieren und gleichzeitig die Effizienz und Zufriedenheit der Mitarbeitenden zu steigern.